Montag, 24. August 2015

Talentfreie Literaturnobelpreisträger

Sehr amüsant! hatte René Böll, der Sohn von Heinrich Böll (Literaturnobelpreis ) den Autor Eckhard Henscheid verklagt, weil der dessen Vater als talentfrei bezeichnet hatte. Die Sache ging bis vor das Bundesverfassungsgericht, und Böll bekam Recht. In einem Interview des Spiegel mit dem Autor Herbert Rosendorfer (im Hauptberuf Richter) gibt es folgende Bemerkung:

SPIEGEL: Henscheid erklärte den Autor Heinrich Böll, unter anderem, als "talentfrei".
ROSENDORFER: Henscheids Kritik also war Satire. Ich finde sie - um den Ausdruck nochmals zu gebrauchen - erfrischend, wenngleich ich die nachgerade geniale Wortschöpfung "talentfrei" lieber auf jemanden wie eine Herta Müller angewandt gesehen hätte.
SPIEGEL: Frau Müller hat auch noch keinen Nobelpreis, im Gegensatz zum Denkmal Böll.
Nun hat bekanntlich Herta Müller den Literaturnobelpreis erhalten. Irren ist halt menschlich.

Samstag, 22. August 2015

Lesefunde Ⅴ

Eine sehr abgewogene Rezension zu Elemente einer Selbstbiographie von Dr. Robert Hübner. Diese Aufsatzsammlung befaßt sich weniger mit Schach als vielmehr den wissenschaftlichen Interessen von Deutschland Schachlegende.

Ein sehr sehenswertes zehnminütiges Video über die Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel.

In Syrien hat der Islamische Staat den früheren Direktor der Ruinen von Palmyra Khaled al-Asaad enthauptet. Wichtig auch noch der Hinweis, daß sich der IS auch mit Antikenhandel finanziert. Alle, die hierzulande Antiken ohne eindeutigen Nachweis einer legalen (also aus alten Sammlungen stammenden) Provenienz kaufen, finanzieren diese Verrückten!



Plagiat und Gewissen: der Fall Christian Mönter (Göttingen)

Anette Schavan, jene Ex-Bundesforschungsministerin, die wegen einer plagiierten Dissertation Titel und Amt verlor, hatte über Person und Gewissen. Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung promoviert. Nun ist mit dem z. Zt. an der Universität Hildesheim beschäftigten Christian Mönter der nächste Gewissensforscher entlarvt worden: Nach einem Bericht des Göttinger Tagblattes ist seine gar preisgekrönte Dissertation mit dem Titel Das Gewissen in politischen Kontexten: Politik des Gewissens als politische Ethik großflächig abgeschrieben. Zudem sind auch sein Lebenslauf und sein Magisterzeugnis gefälscht. Da stellt sich dem geübten Verschwörungstheoretiker natürlich die Frage: Haben Gewissensforscher selbst kein Gewissen? Aber das ist natürlich Unfug, denn wenn man nur weit genug zurückgeht, muß ja mal was Originales kommen. Die von besorgten Studenten aufgeworfene Frage, ob die von dem Delinquenten benoteten Hausarbeiten zählen oder nicht, ist mittlerweile von der Uni positiv beschieden worden. Allers andere dürfte auch  beträchtliche Härten mit sich bringen. Im 153. Rundbrief der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft werden Plagiatsfunde aus weiteren Veröffentlichungen des Delinquenten mittgeteilt.
Wie die böse Tat fortwirkt, zeigt eine kurze Internetrecherche: z. B. gibt es einen Researchgateaccount von Dr. Christian Mönter weiterhin ohne jeden Hinweis auf den Betrug. Eine Suche mit dem Karlsruher Virtuellen Katalog enthüllt, dass einige, aber keineswegs alle Bibliotheken den Entzug des Doktorgrades vermerken. Wenigstens hat der Herbert Utz Verlag den Band aus dem Programm genommen.
Bedauerlich ist der Casus natürlich für alle anderen Persnen, die ebenfalls Christian Mönter heißen. Davon gibt es so einige. Man muß ihnen wohl raten, keinen Doktortitel erwerben zu wollen.

Freitag, 10. Juli 2015

Computerarchäologie Ⅰ: eine Anleitung für grundlegende DOS-Befehle (1991)

Von einer Sicherungskopie einer 5,25-Zoll-Diskette. Der Text stammt aus einer Computereinführung für Geisteswissenschaftler (nicht von mir). Das Dateidatum (letzte Änderung) lautet .
Wir sind ja inzwischen total fit im Erstellen von Unterverzeichnissen, Kopieren von Dateien, Ansehen von Directories usw.
Wir haben aber inzwischen auch festgestellt, daß es zum Teil recht mühsam ist, das Verzeichnis zu wechseln, immer diese elende Tipperei. Das geht natürlich auch schneller.
Zum Beispiel vom 34ten Unterverzeichnis eines 47ten Unterverzeichnisses zurck zur Root-Directory mit einem Befehl. Ganz einfach: anstatt cd..; cd.. usw. geben wir einfach "cd\" ein, und schon sind wir auf der Root.
Also: "cd\" bringt uns immer zurück in die Root-Directory.
Wir wollen aber bloß drei oder vier directories zurück! Auch kein Problem, der Befehl lautet dann "cd..\..\..\.." damit sind wir dann vier Directories zurückgegangen.
Jetzt sind wir in der Root, und wollen in das Unterverzeichnis Exotik, welches ein Unterverzeichnis von DOS ist, welches wiederum ein Unterverzeichnis von Kurs ist. Und zwar mit einem Befehl. Ganz einfach: "cd\kurs\dos\exotik".
So einfach ist das...
Das ganz nennt sich dann "Pfadangabe". Pfadangaben sind auch beim Kopieren ganz nützlich. Zum Bleistift wollen wir die Datei "Übung.dat" aus dem Verzeichnis Exotik, welches ein Unter...usw. ist, auf die Diskette kopieren. Wir befinden uns direkt auf C:.
Der Befehl lautet dann: "copy c:\kurs\dos\exotik\übung.dat a:"
Genial, gell...
Anderes Problem: wir machen irgendwas, und plötzlich tut nichts mehr, der Compi spinnt, seine prälötalen (also aus der Zeit bevor er zusammengelötet wurde) Traumata brechen durch... was tun??? Die einfachste Möglichkeit (und manchmal auch die einzige) ist ein sogenannter Warmstart. Dazu drücken wir die "Alt"-Taste, gleichzeitig die "Strg"-Taste und dann einmal die "Entf"-Taste. Das bewirkt, daß sich der Compi neu startet. Dadurch ist er dann so beschäftigt, daß er keine Zeit mehr für irgendwelchen anderen Quatsch hat.
Der letzte Satz stimmt nicht. Der Affengriff hat unter DOS einen kompletten Neustart durchgeführt. Es fand also keine Verdrängung von Ressourcen statt, sondern diese wurden schlicht beendet, genauso, als hätte man den Netzstecker gezogen.

Samstag, 27. Juni 2015

Kaisergeburtstag in Deutschland aus Sicht eines (fiktiven) Afrikaners

Mukama, du Schlanker, wärmendes Licht!

Du bist der größte der Könige. Aber auch der König der Wasungu ist stolz und mächtig. Unzählbar sind seine Krieger, blinkend ihre Waffen; groß ist ihr Mut. Sie lieben ihren König und ehren ihn, weil er edel gesinnt ist seinem Volke. Dein Knecht Lukanga kann dir Großes und Schönes berichten, wie tausend junge Männer in Kraft und Schönheit dahergehen und Waffen zu tragen wissen. Das eine aber sähe sein Auge, auch wenn es trübe wäre, und seine Sinne wüßten es, auch wenn Staub auf ihnen läge: die Wasungu ehren ihren König auf ihre Weise, die Wakintu dich auf andere Weise.

So mächtig auch der König der Wasungu ist, die niedrigen Gebräuche seines Volkes vermag er nicht zu hindern. Und wisse: Die Wakintu feiern den Tag deiner Geburt durch Fasten; die Wasungu den Geburtstag ihres Königs, indem sie viel in ihren Bauch hineintun.

Dein Volk macht sich reiner und stärker aus Freude, daß du lebst; die Wasungu dagegen versuchen, die Rohheit ihrer Sitten zu Ehren ihres Königs bis zum Äußersten zu steigern. Sie verstehen es nicht, wenn er sagt: "Enthaltet euch vom Hineingießen, das euch unfähig macht, dem Vaterlande zu dienen." Den Wakintu befiehlt es der Brauch, der ewig bestand, daß in den Tagen, die dir gehören, jeder auf seinem Berge weilen muß, solange die Sonne über dem Himmel kreist, und nur nachts darf er schweigend die eigene Hütte aufsuchen; die Wasungu kommen zum Ehrenfest ihres Königs in geschlossenen Räumen zusammen, und was sie darin tun, will ich dir schildern, weil ich es sah.

Es ist ein einziger Tag, den sie dem König opfern. Da gehen sie dann hin und treffen sich mit anderen, um Speisen und Flüssigkeiten in ihren Leib hineinzutun. Sie sitzen an diesem Tage an langen Tischen und schlucken so, wie ich es die im letzten Briefe beschrieb. Auch gießen sie viele Flüssigkeit in ihren Magen und trinken wie Menschen, welche einen weiten Weg im Sonnenbrand gegangen sind und Durst haben. Es gilt eines Mannnnes unwürdig, Flüssigkeit in einzelnen Schlucken zu nehmen und mit Speichel zu vermengen, und je mehr einer gleichmäßig und ohne zu unterprechen hinunterschluckt, desto höher steht er in der Achtung der anderen.

Was sie trinken ist Pombe, ein Rauschgetränk von verschiedener Farbe. Es ist nicht erlaubt, Saft zu trinken, der frei ist von Rauschgeist, ja es ist Pflicht eines jeden, möglichst viel Rauschgift zu trinken, und wer an diesem Tage seines Verstandes mächtig bleibt, gilt als einer, der treulos dem Könige die Achtung versagt, die ihm gebührt. So sehr mißverstehen sie ihren König, daß sie ihn, der Enthaltung vom Rauschgift fordert, durch Hineingießen ehren wollen.

Das Getränk ist so wichtig, daß an diesem Tage von nichts anderem gesprochen werden darf, als von der Art, Farbe, Menge Wärme des Getränks, von der Art, wie man es hineingießt und wie man es wieder von sich gibt. Nur einmal darf vom König gesprochen werden, da steht der dickste Mann auf, nennt den Namen des Königs, und alle rufen: "Ra! Ra! Ra!" Dabei stehen sie und halten ein Gefäß mit Pombe zwischen die beiden Brustwarzen, und wenn das letzte "Ra" gerufen ist, gießen sie den ganzen Inhalt des Gefäßes in ihre Halsöffnung, atmen tief aus und setzen sich wieder hin.

Danach sind alle ruhig, bis die Gefäße wieder vollgegossen sind, und dann sprechen sie wieder von der Art, Farbe, Menge und Wärme des Getränks, und wie man es hineingießt.

Besonders zeichnen sich dabei Männer aus, die einmal an einem Flusse gewöhnt haben, der Mosel heißt. Diese dürfen nur aus besonders geformten Gefäßen trinken und müssen, bevor sie hineingießen, das Trinkgefäß erst dreimal vor dem Munde kreisend umherbewegen. Sie dürfen dabei nicht lachen, sondern müssen sehr ernst aussehen. Sie genießen bei den Drinkern das größte Ansehen und bemühen sich durch blaue Adern auf der Nase und durch harte Adern, die wie Würmer an den Schläfen hervortreten, jedem kenntlich zu sein. ...
aus: Hans Paasche : Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland (/)
(Zur Lektüre durchaus empfohlen)

Donnerstag, 4. Juni 2015

Lesefunde Ⅲ