Freitag, 22. August 2025

Sachkundeprüfung § 34a GewO bei der IHK Kassel-Marburg

Hier ein Erfahrungsbericht von einem Teilnehmer:

Ich war als sogenannter Selbstlerner zur Prüfung der Sachkunde für das Bewachungsgewerbe nach § 34a der Gewerbeordnung gegangen. Diese ist nicht zu verwechseln mit der Unterrichtung nach § 34a GewO, welche ein reiner Sitzschein ist. Mit Durchfallquoten oberhalb 50 % gilt sie als durchaus anspruchsvoll. Allerdings kann man sie beliebig oft wiederholen, wobei eine bestandene schriftliche Prüfung zwei Jahre Gültigkeit hat. Das kostet dann allerdings immer wieder eine Gebühr. Ich hatte 206 € für beide Prüfungsteile (mündlich und schriftlich) aus eigener Tasche bezahlt. Ich habe aber auch zwei Teilnehmer kennengelernt, die vom Jobcenter einen dreimonatigen Vorbereitungskurs für je ca. 8500 € finanziert bekommen haben.

Sachkundeprüfung § 34a GewO bei der IHK Kassel-Marburg

Über die Internetseite der IHK muß man schnell sein, wenn man einen Termin ergattern will. Dort wurden Montag morgen acht Plätze zur vollständigen Prüfung angeboten. Dienstag Nachmittag waren die dann weg. Es waren natürlich wesentlich mehr Prüflinge anwesend (ich schätze ca. 30). Offenbar wurden die direkt von ihren Bildungsanträgern angemeldet.

Man soll um Punkt 8:00 Uhr da sein, sonst kann man an der Prüfung nicht mehr teilnehmen. Der reale Ablauf hätte durchaus ein paar Minuten Verspätung zugelassen. Ob man das akzeptiert hätte, weiß ich nicht, da keine Verspätung vorfiel. Das Prüfungszentrum der IHK Kassel-Marburg liegt in Kassel-Waldau etwas ab vom Schuss. Die Bushaltestelle Richard-Roosen-Straße ist nur ca. 200 m entfernt.

Wie gesagt, gliedert sich die Prüfung in einen mündlichen und einen schriftlichen Teil, wobei der mündliche in der Regel der kritische ist. Die schriftliche Prüfung kommt zuerst und ist ein Multiple-Choice-Test aus allen Prüfungsgebieten. Wir wurden schon nach der neuen Ordnung geprüft, wo bekannt ist, ob eine Frage eine oder zwei Antworten erfordert. Man wollte uns partout nicht verraten, ob es auch drei richtige Antworten geben kann, obwohl das mehrfach gefragt wurde. Ich kann es Euch sagen: Nein! Es gibt nur immer eine oder zwei Antworten. Obwohl es eine Frage gab, wo ich tatsächlich gerne drei Kreuze gemacht hätte.

Sachkundeprüfung § 34a GewO bei der IHK Kassel-Marburg

Eine etwas merkwürdige Situation ergab sich zu Beginn. Einige Teilnehmer fielen aus allen Wolken, als man ihnen mitteilte, dass die mündliche Prüfung gleich im Anschluss stattfinden soll. Ihnen hatte man offenbar mitgeteilt, dass sie eine Woche später stattfindet bzw., dass ihnen der Termin mitgeteilt wird. Ob von der IHK oder von den Bildungsträgern weiß ich nicht. Aber grundsätzlich gbt es nur einen Prüfungstermin im Monat.

Der Test besteht aus 82 Fragen, in denen man 120 Punkte erzielen kann. Man bekommt Tablets, auf denen man die Fragen per Touchscreen beantworten kann. Die Bedienung war angenehm einfach. Man kann Fragen überspringen oder zur Revision markieren. Fragen, die nur eine Antwort haben, haben runde Radiobuttons, die nur eine Markierung zulassen. Die anderen Fragen haben quadratische Checkboxen, mit denen sich alle Antworten gleichzeitig markieren lassen. Bei langen Frage- und Aniworttexten kann es allerdings passieren, dass die letzte Antwort aus dem Bildfenster geschoben wird und gescrollt werden muss. Jeder Teilnehmer hat eine andere Prüfung. Die Auswahl anscheinend mit einem Zufallsgenerator hatte bei mir die kuriose Folge, dass ich die Frage nach dem Verbot der PTB-Waffen in der DGUV 23 zweimal in allerdings unterschiedlicher Formulierung gestellt bekam. Zwei Stunden Zeit sind reichlich bemessen. Die Tablets wurden um 8:36 Uhr scharf geschaltet. Der erste gab schon nach weniger als einer halben Stunde ab. Das hatte leider den negativen Effekt, daß jetzt niemand mehr auf die Toilette durfte. Nach einigem weitgehend ergebnislosem Grübeln über wenige markierte Fragen gab ich nach ca. 90 Minuten ab. Wenn man die Prüfung auf dem Tablet beendet, bekommt man sofort die Punktzahl angezeigt. Mit breiter Brust zeigte ich der Aufsicht meine 101 Punkte vor. Hier sollte man aufpassen, dass man das Ergebnis nicht wegdrückt. Die Daten sind zwar auch dann noch da, aber offenbar nur mit etwas Gewese zu erreichen. Das finde ich schon etwas komisch – insbesondere, wo die Geräte offenbar ganz neu beschafft waren.

Ob jemand bei der schriftlichen Prüfung durchgefallen ist, weiß ich nicht. In der Pause lernte ich jemanden kennen, der die schriftliche Prüfung wiederholte. Wir sollten uns um 10:50 Uhr wieder am Prüfungsraum einfinden, wo dann die Gruppen für die mündliche Prüfung eingeteilt wurden. Es wurden Gruppen zu je fünf Leuten gebildet, die dann von zwei Kommissionen zu je vier Prüfern 1¼ Stunden lang befragt wurden. Hier kann es zu beträchtlichen Wartezeiten kommen. Die letzten Gruppen waren erst um ca. 14:00 dran. Soweit ich das noch mitbekommen habe, hatten aus den anderen Fünfergruppen zweimal zwei und einmal einer bestanden, was der theoretischen Vorhersage entspricht. Es gab Prüflinge, die sich schon zum drittenmal an der mündlichen Prüfung versuchten.

Wie erwähnt, bestand die Prüfungskommission aus vier Prüfern. Den Vorsitz führte Rechtsanwalt Gerhard Rohm aus Marburg, die anderen waren erfahrene Fachkräfte aus dem privaten Sicherheitsgewerbe. Was mich doch etwas nervös gemacht hatte, war, dass ich mich mit dem Lehrbuch von Kai Deliomini auf die mündliche Prüfung vorbereitet hatte. Dessen Videos und Bücher waren meine Hauptquelle und zu meiner Zufriedenheit, allerdings sind im Prüfungsbuch für den mündlichen Teil Fallbesprechungen vorgesehen. In Kassel aber stellten die Prüfer Fragen nach allen Sachgebieten geordnet. Zwar wurden auch Einsatzszenarien skizziert, aber im Großen und Ganzen war es doch eher ein klassischer Wissenstest. Ich hatte u. A. Fragen zu beantworten nach der Gegenwärtigkeit bei der Notwehr, die Arten der verbotenen Eigenmacht, Elemente von Sicherheitstüren, Arten der Kommunikation, Unfallmeldungen, Brandklassen, Unterschied Verbrechen/Vergehen, Arten der Gewaltenteilung, Unverletzlichkeit der Wohnung, Geltungsbereich des Datenschutzes etc. Alle vier Prüfer waren angenehm sympathisch. Es gab keine spitzen Bemerkungen bei Aussetzern, die allen Prüflingen mal passiert sind. Allerdings waren sie mit uns anscheinend auch recht zufrieden, denn die Beratung über das Prüfungsergebnis dauerte kaum eine Minute. Dann wurden wir wieder hereingerufen und ohne Umschweife verkündet, dass wir alle fünf mit je 85 % bestanden haben.